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Dr. med. Anna Schnürch
Psychiatrische Praxis
für Erwachsene, Jugendliche und Kinder
Ferrenbergstraße 23
51465 Bergisch Gladbach
Tel.: 02202 9791060
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Mittwoch, 16-16:30 Uhr
Autismus-Diagnostik
im Kindes-, Jugend- und Erwachsenenalter
Was ist Autismus?
Autismus-Spektrum-Störungen sind sogenannte "tiefgreifende Entwicklungsstörungen", d.h. sie sind angeboren und beruhen auf Besonderheiten in der Gehirnentwicklung. Hauptmerkmale einer autistischen Erkrankung sind Störungen in der Kommunikation und sozialen Interaktion sowie Verhaltensauffälligkeiten. Menschen mit Autismus können soziale und emotionale Signale nur schwer begreifen und haben deshalb oft große Schwierigkeiten im Umgang mit anderen.
Welche Formen gibt es?
Im Diagnosesystem ICD-10, welches noch gilt und bald aber durch das ICD-11 abgelöst werden wird, gibt es noch die Unteilung in drei Gruppen:
- Frühkindlicher Autismus
- Aspgerer-Autismus
- Atypischer Autismus.
Nach neuerer fachlicher Auffassung kann aber die klare Trennung zwischen den verschiedenen Varianten sehr schwierig sein, sodass im ICD-11 alle Autismus-Störungen unter den sog. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) zusammengefasst werden.
Der diagnostische Prozess
Je nach Unterform stellt die exakte Diagnostik einer Autismus-Spektrum-Störung eine große Herausforderung dar. Der Prozess ist umfangreich und sollte neben der Beurteilung der/des Betroffenen selbst auch fremdanamnestische Informationen (insbesondere von den Eltern) beinhalten. Dabei gibt es im konkreten Vorgehen durchaus individuelle Unterschiede, bspw. abhängig vom Alter der/des Betroffenen.
WICHTIG!
Es handelt sich bei den Autismus-Spektrum-Störungen um genetisch bedingte neurologische Entwicklungsstörungen. Für die Diagnosestellung ist das nachweisliche Vorliegen bestimmter Symptome und Auffälligkeiten seit dem frühen Kindesalter zwingend erforderlich. Es reicht bspw. nicht aus, wenn jemand nur besonders reizoffen ist oder soziale Schwierigkeiten erlebt - für derartige Einzelsymptome kann es viele alternative Erklärungen geben.
Im Internet, in Zeitschriften und Büchern sind derzeit viele Informationen zum Thema Autismus zu finden, die aber bei Weitem nicht alle zutreffend sind. Nur eine Fachperson (eine Psychiaterin/ein Psychiater oder ein Therapeut/eine Therapeutin) kann und darf eine solche Diagnose stellen!
Im Folgenden finden Sie einige fachlich fundierte Informationen, die Sie unbedingt lesen sollten, bevor Sie sich für die aufwendige Autismus-Diagnostik anmelden:
https://www.autismusspektrum.info/post/wunschdiagnose-bzw-modediagnose-autismus-bei-erwachsenen
https://www.aerzteblatt.de/archiv/229695/Autismus-Spektrum-Stoerungen-im-Erwachsenenalter
https://www.aerzteblatt.de/archiv/171882/Hochfunktionaler-Autismus-Erschuetterte-Identitaet
Erstgespräch
In einem ausführlichen ersten Gespräch wird in Form eines Screenings herausgearbeitet, ob es Anzeichen für eine Störung aus dem Autismus-Spektrum gibt und sich eine differenzierte Diagnostik anschließen sollte. Die meisten Patient*innen haben sich schon im Vorfeld belesen, jedoch findet man v.a. in den sozialen Medien auch viele falsche Informationen.
Interview
Der nächste wichtige Schritt ist ein halbstrukturiertes Interview mit der/dem Betroffenen, in dem genauer auf einzelne Erlebens- und Verhaltensbereiche eingegangen wird, die für eine Beurteilung hinsichtlich einer Autismus-Spektrum-Störung relevant sind.
Interaktion
Mit Hilfe eines speziellen Testkits (ADOS) wird eine systematische Verhaltensbeobachtung und -analyse vorgenommen. Der Test besteht aus einzelnen Aufgaben und Themengebieten, durch die die Untersucherin die/den Betroffenen Schritt für Schritt führt.
Bezugsperson
In einem strukturierten telefonischen Interview mit einer nahestehenden Bezugsperson (Elternteil, Partner*in o.ä.) wird die sog. Fremdanamnese erhoben.
Spezifische Fragebögen
Sowohl die/der Betroffene selbst als auch Eltern und weitere Bezugspersonen müssen spezifische Fragebögen zur Beurteilung von Erleben und Verhalten der/des Betroffenen heute und ggf. in der Kindheit ausfüllen.
Zeugnisse
Ein interessanter und hilfreicher, aber nicht zwingend notwendiger Bestandteil der Diagnostik ist die Analyse der Grundschulzeugnisse.
Ergebnis
Alle genannten Befunde werden schließlich gemeinsam ausgewertet und können zur Diagnose einer Störung aus dem Autismus-Spektrum führen. In diesem Fall erhält die/der Betroffene oder die Eltern im Abschlussgespräch auch Informationen zu weitergehenden Therapiemöglichkeiten.